Archäologen präsentieren EPS-Funde

Archäologen präsentieren EPS-Funde

Wer in die Erde gräbt, muss sich auf Überraschungen gefasst machen. So war es auch bei einem der größten süddeutschen Infrastrukturprojekte der letzten Jahrzehnte. Beim Bau der Ethylen Pipeline Süd (EPS) von 2007 bis 2011 stießen die Bagger auf der 370 Kilometer lan-gen Strecke von Münchsmünster bei Ingolstadt bis Ludwigshafen am Rhein immer wieder auf Bodendenkmäler. Das lockte die Archäologen auf den Plan. Inzwischen haben die Forscher in einem rund 380 Seiten dicken Buch ihre Bilanz gezogen. Der Titel sagt alles: „370 Kilometer Archäologie“.

In einer feierlichen Veranstaltung am 22. Januar 2020 in Nördlingen präsentierten die Denk-malbehörden der drei beteiligten Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz ihr umfangreiches Gemeinschaftswerk. Insgesamt 24 Archäologen geben darin eine Übersicht zu den 287 untersuchten Fundstellen. Die Entdeckungen reichen von der Steinzeit bis in die Neuzeit, vom pietätvollen Totenkult bis hin zum Tod auf dem Schlachtfeld. Darunter finden sich verschiedenste wertvolle Funde: das Rössener Kindergrab (um 4600 v. Chr.) in Dannstadt in Rheinland-Pfalz, ein frühkeltisches Grabhügelfeld (600 bis 450 v. Chr.) in der Rheinaue bei Karlsruhe, das völlig unerwartet auch mehrere Bestattungen aus der römischen Kaiserzeit offenbarte, oder das Massengrab aus dem Dreißigjährigen Krieg im bayerischen Alerheim.

Die EPS hat die Belange des Denkmalschutzes immer sehr ernst genommen. „Zum Bau von Infrastruktureinrichtungen in unserem dicht besiedelten Land mit seiner ausgeprägten Geschichte gehört Respekt vor den Zeugen unserer Kultur“, erklärt EPS-Geschäftsführer Dirk Dronia. „Wir waren sicher, dass überraschende Funde nicht nur unsere Bauzeit verzögern und unser Budget belasten, sondern auch notwendige Maßnahmen der Kulturgutsicherung nach sich ziehen.“ Wichtig für ihn: „Durch unser Projekt konnten wir auch zum weiteren Gewinn wissenschaftlicher Erkenntnisse beitragen.“

Stefanie Berg, Jörg Bofinger, Rüdiger Schulz (Hrsg.): 370 Kilometer Archäologie. Archäologie an der Ethylen Pipeline Süd-Trasse in Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.

378 Seiten, ISBN 978-3-942227-40-7. Preis 40 Euro.

Das Buch steht auch frei zum Download unter https://doi.org/10.11588/propylaeum.395 zur Verfügung.

 

Aufmerksames Auditorium am 22. Januar 2020 in Nördlingen (Bild 1)
Aufmerksames Auditorium am 22. Januar 2020 in Nördlingen (Bild 1)
Die Vertreter der drei Landesdenkmal- ämter und EPS-Geschäftsführer Dirk Dronia, hinten Mitte (Bild 2)
Die Vertreter der drei Landesdenkmal- ämter und EPS-Geschäftsführer Dirk Dronia, hinten Mitte (Bild 2)
Dr. Stefanie Berg vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege berichtet über die Funde im Freistaat (Bild 3)
Dr. Stefanie Berg vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege berichtet über die Funde im Freistaat (Bild 3)
EPS: Das Buch (Bild 4)
EPS: Das Buch (Bild 4)

(Bildquellen: Bilder 1-3 Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, 
Bild 4 EPS)

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